Warum Golfspiel mehr vom Kopf als vom Schwung abhängt

Golf Mental
Foto: KASIPAT
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Manches ging auf deiner letzten Golfrunde wieder daneben und du hast dich über dich selbst geärgert? Dann beklage nicht allein die fehlende Routine, mangelnde Fitness oder Technik. Richte deine Aufmerksamkeit vielmehr auf deinen mentalen Zustand. Denn deine Bewegungen und Motorik werden vom Gehirn kontrolliert.

Beschäftige dich daher mit den mentalen Aspekten des Golfsports mehr als mit all den anderen Faktoren, die dein Golfspiel ausmachen. Deine innere Haltung, deine Einstellung zum Spiel, zum Sport, zu Flightpartnern, schafft die Grundlage für deine Performance auf dem Platz.

Innere Einstellung ist Ursprung des Tuns

Es gibt etliches, was du beim Golfspiel nicht kontrollieren kannst: den Wind, Zuschauer, die Beschaffenheit des Grüns und der Fairways, den Score. Doch deine innere Haltung bestimmt nur einer: Du! Was treibt dich beim Golfspielen an? Wie gehst du mit verpatzten Schlägen um? Wie bereitest du dich mental vor? Egal, was du jetzt antwortest, jede deiner Antworten hat unweigerlich Einfluss auf dein Handeln und Verhalten. Deine innere Einstellung ist der Ursprung deines Tuns.

Bei Misserfolgen berichten Golfer oft, dass ein vorhergehendes negatives Selbstgespräch bereits die Weichen in Richtung des unerwünschten Verlaufs gestellt hat. Selbstzweifel, unheilschwangere Erwartungen, Sorgen und Unzufriedenheit fördern beim Golfen eine Abwärtstendenz. Es braucht ein klares Bewusstsein, Achtsamkeit für die eigenen Gedanken und eine gezielte Konditionierung positiven Denkens, um sich mental beim Golfspiel zu unterstützen – und auf diese Weise das eigene Potenzial besser auszuschöpfen.

Unvereinbar: Negative Haltung und positive Mentalhygiene

Positive Mentalhygiene bedeutet nicht, dass du alles erreichst, was du dir zum Ziel gesetzt hast. Deine objektiven Leistungsbedingungen begrenzen die Möglichkeiten, keine Frage. Aber sich der Bedeutung deines Denkens und seines Anteils an deinem Spiel bewusst zu werden, heißt eine entscheidende Stellschraube für den sportlichen Erfolg zu kennen – und nutzen zu können.

Negative Einstellungen beinhalten häufig auch eine Schutzfunktion. Wenn man den Erfolg nicht erwartet, ist man im Falle einer Niederlage auch nicht so enttäuscht. Gehe gegen diese negativen Gedanken an, indem du bewusst eine positive Denkstrategie entwickelst. Formuliere negative Gedanken in positive um, und zwar so, dass sie ein erwünschtes Verhalten beschreiben: Wie würdest du dich in einer schwierigen Situation gerne verhalten? Vermeide dabei Formulierungen wie „Ich versuche…“ oder „Ich könnte…“.

Negative Haltungen und positive Mentalhygiene stehen in einem unvereinbaren Gegensatz. Positive Gedanken wirken wie ein Keil, der sich zwischen die negativen Programme deines Bio-Computers Gehirn und Ausführungen schiebt. Das konsequente Training positiver Denkinhalte lässt den Keil immer tiefer eindringen. Die Wirkung der vorherigen negativen Grundhaltung lässt nach.

Gedankenhygiene beim Golfspiel

Bewusstsein für die eigenen Gedanken heißt auch beim Golfspiel präzise in seinen Gedankengängen zu sein und möglichst aufgabenbezogen im Hier und Jetzt zu denken. Achte auf Folgendes:
• Richte deinen Fokus auf die Lösung, nicht auf das Problem.
• Verschwende keinen Gedanken an das Ergebnis/Endresultat.
• Denke nicht an die Konsequenzen von Ergebnissen.
• Treffe taktische Entscheidungen vor dem Start. Weiche nur in Ausnahmen (Notfällen) von der einmal getroffenen Entscheidung ab.
• Genieße das Bewegungsgefühl.
• Lasse das Gelernte automatisch ablaufen.
• Unterstütze dich mit positiven Selbstinstruktionen.

Positive Selbstinstruktionen unterstützen und stabilisieren
Hilfreich sind sogenannte Affirmationen (positive Selbstgespräche, -instruktionen), die einen erwünschten Zustand zum Ausdruck bringen. Oft genug laut oder innerlich in der gleichen Art wiederholt, können sie deine Einstellung und Überzeugungen verändern.

Grundregeln für die Erstellung von Affirmationen

  • Wähle immer positive, bejahende Formulierungen. Negative Formulierungen sind tabu! Affirmationen streben ausschließlich einen positiven Effekt an, deshalb müssen auch die Inhalte positiv formuliert werden.
  • Sprich mit dir über deine Stärken und persönlichen Fähigkeiten, gegründet auf realistischen Voraussetzungen. Positives Denken ist realistisches Denken.
  • Bilde kurze Sätze mit höchstens 10 Wörtern (einfach, eingängig, leicht auszusprechen und leicht zu wiederholen)
  • Formuliere rhythmisch (ggf. auch lustig / originell)
  • Formuliere in der Gegenwartsform oder Zukunft.
  • Entwickle ein innerliches Lächeln.
  • Lasse die Affirmation durch ständiges Wiederholen zum Ohrwurm werden.
  • Ichbezug: Verwende in deinen Formulierungen das Wort „Ich“.
  • Formuliere deine Affirmationen schriftlich auf jeweils ein eigenes Kärtchen oder Zettel.
  • Symbolgehalt: Affirmationen können auch positive Symbole beinhalten.
    Beispiel: „Ich stehe wie ein Fels.“

Vermeide:

  • Negative Formulierungen/Selbstbeschimpfungen.
  • Formulierungen, die du vor, während oder nach misslungenen Turnieren zu dir selbst gesagt hast und die dir nicht weitergeholfen haben.

Ermittle für dich nützliche Affirmationen, z.B. „Ich bin die Ruhe selbst.“, „Golfen ist Spaß und Entspannung für mich.“ oder „Ich vertraue meinen Fähigkeiten.“

Halte fest, wann genau und wie du dich während eines Turniers oder Trainings an diese Gedanken erinnern willst. Schreibe auch auf, mit welchen Worten du dich am besten beruhigen/entspannen kannst.

Trainiere deine unterstützenden Sätze regelmäßig, indem du sie laut aussprichst: in Trainings- und Turniersituationen, beim täglichen Zähneputzen, nach dem Aufstehen oder vor dem Schlafengehen. Durch diese ständige Wiederholung wirken Affirmationen auf dein Mindset und helfen dir unabhängig von der äußeren Situation.

Dein Gehirn ist wie ein Muskel. Es braucht regelmäßiges Training, um sich zu verändern. Nimm dir Zeit dafür – es lohnt sich. Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg zu mentaler Stärke.

Mehr zum Thema findest Du in meinem Buch: Heimsoeth, A. Erfolg durch Selbstmanagement: Golf mental, (pietsch Verlag, Stuttgart, 2014)

Mehr Informationen: antje-heimsoeth.com

Antje Heimsoeth
Foto: ARMIN BUHL
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